Ich bin ein Unternehmer! Oder doch nicht?
Mir war es schon in jungen Jahren wichtig, unabhängig zu sein und mein eigenes Geld zu verdienen. Bereits mit 16 Jahren hatte ich deshalb mehrere Jobs: Ich habe Autos geputzt, im Bioladen ausgeholfen und als Barkeeper in der Disko gearbeitet. Die verlorene Freizeit war mir dabei egal. Lohnarbeit war für mich jedoch immer ein Mittel zum Zweck und nie mein oberstes Ziel.
Seit ich klein war, habe ich davon geträumt, Unternehmer zu werden und meine eigene Firma zu gründen. Warum? Für mich bietet ein Job im Angestelltenverhältnis wesentlich weniger Sicherheit, als wenn ich mir etwas eigenes aufbaue. Aus diesem Grund waren meine Antennen stets weit ausgefahren, wenn es darum ging, Chancen zu wittern und neue Möglichkeiten zu ergreifen.
Der Start in die nebenberufliche Selbstständigkeit
Als ich mit 19 Jahren von Bekannten für den Finanzvertrieb rekrutiert wurde, war ich Feuer und Flamme. Endlich konnte ich selbstständig sein und Führungskraft werden. Dabei war mir vollkommen egal, dass mir fast alle Menschen in meinem Umfeld davon abrieten. Mein Gedanke war folgender: Es sind nur sehr wenige Menschen erfolgreich. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es gut sein muss, wenn mir viele davon abraten! Das war mein persönlicher Start in die Selbstverwirklichung.
Neben der Schule machte ich mich nebenberuflich selbstständig. Dies hatte den Vorteil, dass ich mehr Geld verdienen konnte, da ich die Einnahmen durch die Betriebsausgaben senken konnte. Somit habe ich es geschafft, innerhalb der Grenzen der Familienversicherung zu bleiben und keine Krankenversicherungsbeiträge entrichten zu müssen.
Die Vorteile der nebenberuflichen Selbstständigkeit erschlossen sich mir schnell. Dennoch: Niemals hätte ich gedacht, dass ich über dieses Thema mal ein Buch schreibe und Gründer aktiv dabei unterstützen werde, ihr Business an den Start zu bringen! Auch wenn diese Entwicklung rückwirkend – wie meistens – Sinn macht, blieb mir damals nur, meiner Intuition zu vertrauen und meinem Herzen zu folgen.
Als ich meine Nebenjobs gekündigt hatte, wusste ich erstmal nicht, wovon ich meine Miete und das Essen bezahlen soll. Aber tief in mir drin war ich mir einfach sicher, dass ich eine Chance habe. Damals sagte der Vater meiner ehemaligen Freundin zu mir: „Das wird nichts. 1990 hätte das geklappt, heute nicht, nie im Leben“. Meinungen sind die billigste Handelsware. Jeder hat sie im Überfluss und will sie loswerden. Lass dich davon nicht beeinflussen!
Mein Motto ist, niemals aufzugeben. Und diese Einstellung war bereits damals goldrichtig. Mit 22 Jahren verdiente ich über 4.000 € und mit 24 Jahren leitete ich ein Team von mehr als 50 Geschäftspartnern. Bei mir sprengten sich immer mehr Glaubenssätze und ich gab Vollgas. Auf dem Höhepunkt meines damaligen Erfolgs merkte ich, dass die Firmenphilosophie des Mutterkonzerns nicht mehr zu meiner Einstellung gepasst hat.
Zwar war ich selbstständig, aber es waren weder meine eigenen Produkte noch meine Ideen. Von diesem Moment an konnte ich mich mit meinem Job nicht mehr zu 100 Prozent identifizieren. Meine engsten Freunde und jetzigen Mitgründer Paul und Michael stiegen mit mir aus. Wir fingen gemeinsam nochmal ganz von vorne an – jedoch mit dem wertvollen Know-How als Unterstützung, welches wir uns zwischenzeitlich erworben hatten.
Der Restart – Turbo an
1. consultants4finance GmbH & Co. KG – Finanzierungslösungen für mittelständische Unternehmen
Gegründet 2012, existiert consultants4finance bis heute. Die Firma ist darauf spezialisiert, für mittelständische Unternehmen alternative Finanzierungswege zu entwickeln. Obwohl wir damals zu fünft gestartet sind, sind mittlerweile nur noch Michael, Paul und ich daran beteiligt. Die anderen beiden Gesellschafter sind ausgestiegen. Für diese Entscheidung gab es zwei Gründe:
- Zu geringe finanzielle Reserven. Die Gesellschafter konnten die lange Durststrecke nicht aushalten. Sie haben Druck von Freunden, Familie und Bekannten bekommen. Ich hatte die beiden direkt nach dem Studium für das Vorhaben rekrutiert.
- Ungerechte Arbeitsverteilung und Zeiteinsatz führten zu Konfrontationen und es entstanden Konflikte. Das Ende vom Lied: Wir mussten sehr viel Geld auf den Tisch legen, um diese Personen aus der Gesellschaft zu kaufen. Deswegen überlege dir gut, wen du an Board holst. Am besten gründest du mit Leuten, die in dem jeweiligen Bereich besser sind als du. Zu diesem Thema habe ich einen Blogartikel geschrieben: Mitgründer finden.
2. concept4future GmbH & Co. KG – ein unabhängiger Vermögensverwalter
Gegründet 2013, existiert auch concept4future bis heute. Das Ziel ist es, unabhängige Vermögensberatung zu leisten. Das Unternehmen ist auf den Aufbau von passivem Einkommen spezialisiert. Dieses erreichen wir insbesondere durch Kapitalanlageimmobilien, die wir für unsere Kunden mit Hilfe eines 70 Punkte umfassenden Prüfprozess selektieren.
Aber damit ist es nicht getan: Wir kümmern uns auch um den Ankauf, die Finanzierung, Entwicklung und letztendlich um den Verkauf der Immobilien. Dieses Unternehmen hat mich insbesondere gelehrt, wie wichtig es ist, nachhaltige Konzepte zu entwickeln und Kunden für unsere Idee zu gewinnen. Wir machen ausschließlich Geschäfte bei denen für als Beteiligten eine Win Win Situation entsteht.
3. Das Tiergesundheitszentrum
Gegründet 2013, existiert das Tiergesundheitszentrum bis heute. Ich habe es gemeinsam mit einem Tierarzt gegründet. Unsere Vision ist es, alternative Heilmethoden und Schulmedizin in einer Praxis anzubieten. Zu dem Konzept gehören eine Physiotherapie, ein Hundefriseur und eine Hundeschule. Er erzählte mir, dass es im Medizinstudium nur eine Vorlesungseinheit für das Führen einer Praxis gibt.
Wenn man berücksichtigt, dass sich 60 Prozent der Ärzte selbstständig machen, erscheint mir das sehr wenig. Ein Zeichen dafür, dass das universitäre System versagt hat und der Unternehmer auf sich selbst gestellt ist. Die Beteiligung an dem Tiergesundheitszentrum habe ich im Jahr 2016 einvernehmlich aufgelöst. Dafür habe ich einen entsprechenden Kaufpreis bekommen. Obwohl ich damit nicht reich geworden bin, hat sich das Engagement letztendlich gelohnt.
4. Pat Trade UG – Viel gelernt und viel Geld verloren
2013 gegründet und 2015 ruhend gestellt. Es fällt mir extrem schwer, Unternehmen aufzulösen, da ich an den Erfolg glaube und Vollgas gebe. Obwohl das an sich eine gute Eigenschaft ist, kann sie aber inadäquat sein. In diesem Fall wäre es besser gewesen, wenn ich das Unternehmen früher losgelassen hätte. Ich gründete dieses Unternehmen mit dem Tierarzt.
Danach kamen Mitgründer dazu und irgendwann saßen wir mit sechs Menschen am Tisch, die alle unterschiedliche Meinungen hatten. Der Koordinationsaufwand war immens, was zur Folge hatte, dass sich nichts bewegt hat. Zwar war unsere damalige Idee, Tierfutter in hoher Qualität online zu verkaufen, gut. Bis heute verdienen manche Unternehmen richtig viel Geld damit. Leider kann das Konzept noch so gut sein: Wenn das Team nicht stimmt, wird das Unternehmen niemals erfolgreich werden.
5. Yourbiobrands UG wird zur keimster.de: Ein Onlineshop ist ein ganz anderes Game
2014 gegründet, bis heute aktiv. Im Dezember 2014 kam ein Bekannter auf mich zu und sagte, dass die Yourbiobrands UG zu verkaufen sei. Das Konzept: Es werden vegane Bio-Boxen zusammengestellt, über das Internet an Kunden verkauft und im Anschluss verschickt. Da ich früher im Bioladen gearbeitet habe, war ich sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Welche Fehler habe ich gemacht?
Fehlende Gründlichkeit beim Kauf: Der Shop war in einem schlechte Zustand und es gab weniger Kunden als vereinbart. Das Unternehmen war etwa ein Drittel weniger wert, als ich bezahlt hatte.
2. Das Team: Nach drei Monaten verabschiedete sich unser Programmierer. Der zukünftige Geschäftsführer und Initiator, den ich von Seminaren kannte, machte einen guten ersten Eindruck. Es brauchte jedoch viel mehr Zeit als erwartet, ihn einzuarbeiten. Somit geriet ich in zeitliche Schwierigkeiten, eine Situation, die ich völlig unterschätzt hatte.
Im Jahr 2016 musste ich ihn sogar ganz aus dem Geschäft nehmen. Obwohl ich diese harte Entscheidung niemandem wünsche, waren die Probleme zu diesem Zeitpunkt einfach zu groß geworden. Im gleichen Jahr holte ich dann das bewährte Team aus Michael und Paul an Board. Michael ist der Geschäftsführer von Keimster geworden und führt seitdem sehr erfolgreich das operative Geschäft.
3. E-Commerce ist ein eigenes Game: Es kommen viele neue Aufgaben dazu, beispielsweise Reklamationsmanagement, Lieferung und Verpackung. Um diese Prozesse nach vorne zu bringen, wird ein starkes Team und ein hoher Grad an Automatisierung benötigt. Leider hatten wir beides nicht. Auch wenn diese Schwierigkeiten aus heutiger Sicht das Beste waren, was uns passieren konnte, war es damals nicht einfach.
Nur mit äußerster Kraftanstrengung ist es uns gelungen, ein neues Geschäftskonzept und einen komplett neuen Onlineshop aufzubauen. Heute freuen wir uns darüber, unseren Kunden ausschließlich Mehrwerte und Produkte anzubieten, an die wir selber glauben. In diesen Monaten habe ich mehr über mich und das Business gelernt, als in drei Semestern BWL-Studium.
Das war es wert und ich weiß jetzt, über was ich rede, wenn ich „E-Commerce“ sage.
Da wir es gewohnt sind, flexibel zu sein, haben wir 2017 unser Geschäftskonzept zum dritten Mal geändert. Es hat über zwei Jahre gedauert, bis endlich alles stimmig für uns war. Nun sind wir zum Anbieter und Produzenten von gekeimtem Müsli in Bioqualität geworden. Als Inspiration und Vorbild diente uns die Teekampagne von Dr. Günter Faltin aus dem Buch „Kopf schlägt Kapital“. In den ersten drei Monaten haben wir über 2.000 Pakete verkauft – eine schöne Bestätigung für uns.
6. FeierabendStartup – ein Blog für nebenberuflich Selbstständige mit Mehrwert
Wir haben diese Firma, die bis heute existiert, im Dezember 2013 gegründet: Ein Blog, der sich darauf spezialisiert hat, Menschen beim Gründen zu unterstützen. Hier gebe ich nicht nur meine Erfahrungen weiter, sondern produziere auch gezielt Inhalte, die Gründer unterstützen.
Aus meiner Sicht soll es sich nämlich jeder leisten können, seine Vision vom eigenen Unternehmen zu verwirklichen. Aus diesem Grund orientieren wir uns bewusst nicht am Markt, sondern bieten unsere Produkte wesentlich günstiger an. Somit kann sich jeder das Werkzeug leisten, um seine Vision zu verwirklichen. Mittlerweile haben wir drei Onlinekurse und das Buch „Das Feierabend-Startup“ und „Das neue Gründen“. Dieses Portfolio erweitern wir kontinuierlich.
Viel Erfolg beim Aufbau deiner Firma!
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