Eine Versicherung für Selbstständige muss nicht zwangsweise teuer sein. Wenn es eines gibt, was Gründer am Start ihrer Unternehmung nicht haben, dann ist es Geld. Oftmals wird jeder Euro einzeln umgedreht und die Rechnung erst am letzten Tag beglichen. Dies ist nichts ungewöhnliches, denn bei fast jedem Startup sind die Ressourcen knapp. Vielleicht hast du dich schon mit dem Thema „Versicherung für Selbstständige“ beschäftigt und fragst dich nun, wie viel Geld du in welche Versicherungen investieren solltest.
Im ersten Teil dieses Blogartikels zeige ich dir auf, wo du geeigneten Rat zum Thema „Versicherung für Selbstständige“ bekommst. Im zweiten Teil gehe ich auf die Absicherung des Gründers ein, die Krankenversicherung für Selbstständige, die Vorsorge für Selbstständige und die Rentenversicherungspflicht für Selbstständige. Im letzten Teil dieses Blogartikels verschaffe ich dir einen Überblick über die wichtigsten Absicherungsmöglichkeiten für dein Unternehmen.
Der Schritt zur richtigen Absicherung fängt bereits mit der Wahl des geeigneten Beraters an
Es gibt vier unterschiedliche Möglichkeiten, was du tun kannst:
1) Einen Versicherungsvertreter aufsuchen
2) Eine Versicherung für Selbstständige mit einem Versicherungsmakler abschließen
3) Eine Versicherung für Selbstständige mit Hilfe von Vergleichsportalen finden
4) Eine Versicherung für Selbstständige vom Bankberater bekommen
1) Einen Versicherungsvertreter aufsuchen
Der Versicherungsvertreter arbeitet für eine Gesellschaft, was den großen Nachteil hat, dass er nur Produkte dieser Gesellschaft anbieten kann. Das Thema „Versicherung für Selbstständige“ ist komplex und erfahrungsgemäß muss auf verschiedene Gesellschaften zurückgegriffen werden, bis der optimale Versicherungsschutz erreicht wird. Viele denken, dass ein Einfirmenvertreter Schäden besser regulieren kann. Dies stimmt jedoch in der Regel nicht. Der Vertreter ist immer an die Gewinnerfüllungsabsicht der Gesellschaft gebunden. Er hat einen Vertrag mit der Versicherungsgesellschaft und nicht mit dem Kunden.
2) Eine Versicherung für Selbstständige mit einem Versicherungsmakler abschließen
Ein Versicherungsmakler hat einen Vertrag mit dem Kunden und soll die bestmögliche Deckung am Versicherungsmarkt beschaffen – und das selbstverständlich zu den günstigsten Konditionen. Unabhängige Makler dürfen aus diesem Grund keine Bonifikationen von Gesellschaften annehmen. In der Regel sind die Angebote von Maklern besser, da nicht jede Versicherung auf jedem Gebiet führend ist. Der ideale Makler sollte für den Kunden die Rosinen des Versicherungsmarktes herauspicken und die Versicherung für Selbstständige optimal zusammenstellen.
Es gibt Makler, die sich speziell auf gewerbliche Risiken spezialisiert haben. Es ist nicht einfach, für eine Firma den richtigen Versicherungsschutz zu finden. Die Schwierigkeiten beginnen bereits bei der Betriebsbeschreibung. Wird der Betrieb falsch beschrieben, kann die Versicherung im Nachhinein die Leistung versagen oder kürzen. Die Betriebsbeschreibung wird nicht bei Antragsannahme geprüft, sondern nur bei erheblichen Schadensfällen. Die Versicherung geht davon aus, dass sowohl der Makler als auch der Kunde ihre Hausaufgaben in diesem Bereich gemacht haben. In der Realität sieht dies oftmals anders aus.
3) Eine Versicherung für Selbstständige mit Hilfe von Vergleichsportalen finden
Es ist leider nicht möglich, eine betriebliche Versicherung ausschließlich online anzufragen. Das Geschäftsmodell der Portale ist folgendes: Der Gründer oder Kunde gibt seine Daten ein. Daraufhin geht die Anfrage, die auch Lead genannt wird, an einen Versicherungsmakler. Dieser kann den Kontakt ersteigern und meldet sich bei dir.
4) Eine Versicherung für Selbstständige vom Bankberater bekommen
Die Banken verdienen momentan durch die niedrigen Zinsen weniger Geld. Deswegen sind Nebengeschäfte extrem wichtig. Die Bank hat den Vorteil, dass der Gründer ein Konto für seine Firma braucht. Eine ideale Kontaktmöglichkeit, um gleich die passenden Versicherungen mit anzubieten. Obwohl Kopplungsgeschäfte grundsätzlich verboten sind, nutzen manche Banken erfahrungsgemäß ihre Position als Kreditgeber aus. Banken sind ähnlich aufgestellt wie Einfirmenvertreter: Sie vertreiben lediglich Produkte einer Gesellschaft. Deshalb sind sie als Versicherungsvermittler für Selbstständige ungeeignet.
Fazit:
Aus meiner Sicht würde ich zwei unabhängige Versicherungsmakler empfehlen, wovon sich einer auf gewerbliche Risiken spezialisiert hat und der andere die Themen „Krankenversicherung Selbstständige“ und „Vorsorge für Selbstständige“ bedient.
Krankenversicherung für Selbstständige
In Deutschland besteht seit dem 1. April 2007 eine Krankenversicherungspflicht. Wenn der Gründer nebenberuflich selbstständig ist, braucht er für die Krankenversicherung keinen zusätzlichen Beitrag zu entrichten. Wichtig ist hier, dass 20 Stunden Zeiteinsatz nicht überschritten werden. Außerdem darf die nebenberufliche Selbstständigkeit nicht den Arbeitsmittelpunkt darstellen oder wirtschaftlich besser gestellt sein.
Informationen zur nebenberufliche Selbstständigkeit findest du hier.
Sollte der Gründer die Stundengrenze überschreiten oder der Arbeitsmittelpunkt auf der Selbstständigkeit liegen, muss der Gründer Krankenversicherungsbeiträge entrichten. Wenn er hauptberuflich selbstständig ist, kann er in die private Versicherung wechseln. In jungen Jahren ist dies die bessere Krankenversicherung für Selbstständige. Es gibt keinen relativen Beitrag wie in der gesetzlichen Krankenversicherung (15,5 % auf das zu versteuernde Einkommen), sondern einen absoluten. Dies sind beispielsweise 200 Euro im Monat, egal wie hoch das Einkommen ist. In der Regel hat eine private Krankenversicherung bessere Leistungen als die gesetzliche, gerade was Zahnersatz betrifft.
In der privaten Krankenversicherung können die Beiträge steigen, wenn das Kollektiv (also alle Versicherten) mehr Kosten produziert oder inflationsbedingt die Behandlungskosten steigen. Auch der Beitrag der gesetzlichen Krankenversicherung ist auf mittlerweile 15,5 Prozent gestiegen. Eine weitere Steigerung ist nicht möglich – stattdessen werden Leistungen gekürzt. Eine private Krankenversicherung für Selbstständige ist schwer zu beantragen. Die Gesundheitsfragen bei der Antragstellung beziehen sich auf die letzten fünf bis zehn Jahre. Schwere gesundheitliche Probleme führen zur Ablehnung, Mehrbeitrag oder Ausschluss der Krankheit.
Bei dem Abschluss einer privaten Krankenversicherung muss unbedingt die Beitragshistorie der letzten Jahre angeschaut werden. Gerade „Starter Tarife“ können sich mit der Zeit als sehr teurer Versicherungsschutz entpuppen. So lange dein Einkommen nur fließt, wenn du aktiv bist, ist Krankentagegeld wichtig, da du in Zeiten von Krankheit keine Einnahmen generierst. Solltest du dich für eine gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige entscheiden, musst du auf das zu versteuernde Einkommen bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 50.850,00 Euro jährlich 15,5 % Krankenversicherungsbeiträge entrichten. Danach wird kein Beitrag mehr fällig.
Was ist das zu versteuernde Einkommen? Einfach gesagt: Die Einnahmen werden vermindert um sämtliche Kosten und Abschreibungen (kalkulatorische Kosten wie Abnutzung des Fahrzeuges). Für Selbstständige Gründer gibt es von der Krankenversicherung einen verminderten Beitrag. Der ermäßigte Beitragssatz beträgt 14 Prozent plus einen Zusatzbeitrag bis einem Prozent (je nach Krankenkasse). Es gibt eine Mindesteinnahmegrenze. Auch wenn weniger verdient wird, wird diese Mindesteinnahmegrenze angesetzt und der Beitrag wird darauf berechnet. Ein starke Belastung, die bei der Gründung einberechnet werden sollte.
Krankenversicherung für Selbstständige und die Mindesteinnahmegrenze
Existenzgründer:
2.178,75 € Mindesteinnahmen monatlich bedeuten 305,03 € monatlichen Aufwand für die Krankenversicherung. Zusatzbeitrag je nach Krankenkasse in Höhe von einem Prozent sind nochmal 21,79 € und die Pflegepflichtversicherung schlägt monatlich mit 51,20 € (2,35 Prozent mit Kindern) zu Buche.
Existenzgründer mit Leistungen der Agentur für Arbeit (zum Beispiel Gründerzuschuss):
1.452,50 € Mindesteinnahmen monatlich bedeuten 203,35 Euro monatlichen Aufwand für die Krankenversicherung. Der Zusatzbeitrag je nach Krankenkasse in Höhe von einem Prozent beträgt nochmal 14,53 Euro und die Pflegepflichtversicherung beläuft sich auf monatlich 34,13 € (2,35 Prozent mit Kindern).
Vorsorge für Selbstständige
Die gesetzliche Rente reicht nicht mehr! Aufgrund der Überalterung der Gesellschaft stehen immer mehr Rentnern weniger Arbeitnehmer gegenüber. Das Rentenniveau sinkt massiv. Für alle Selbstständigen gibt es eine gute Nachricht: Sie sind nicht dazu verpflichtet, dort einzuzahlen und sollten es auch nicht freiwillig tun.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Vorsorge, zum Beispiel durch eine steuergeförderte Basisversorgung, auch Rürup Rente genannt. Hier ist es möglich, einen geringen Monatsbetrag zu entrichten und am Jahresende Zuzahlungen zu machen. So kann mit dem Steuerberater individuell besprochen werden, was sinnvoll ist.
Da Versicherungen mit Staatsanleihen nur noch wenig Rendite erwirtschaften, muss bei der Altersvorsorge mehr Risiko eingegangen werden. Eine beliebte Variante ist es, in der Rürup Rente einen sogenannten ETF einzubauen. Ein ETF ist ein extrem günstiger Fond, der genau die Wertpapiere kauft, wie sie im Index vertreten sind. Ein Index ist der DAX (30 größten deutschen Unternehmen nach Börsenwert). Langfristig gehören zur Vorsorge auch Edelmetalle, Immobilien und Barreserven.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Wenn du von deinem aktiven Einkommen abhängig bist, dann solltest du von dem Zeitpunkt an, an dem du kein Krankentagegeld mehr bekommst (nach 46 Wochen) einen Schutz haben. Das kann die Berufsunfähigkeitsversicherung leisten, die diese Tätigkeit versichert. Wenn du beispielsweise Buchhalter bist und aufgrund von Rückenschmerzen keine Termine mehr machen kannst, bist du berufsunfähig. Die Versicherung tritt in Kraft, sobald du zu 50 % außerstande bist, die nächsten sechs Monate zu arbeiten. Ab diesem Zeitpunkt bekommst du eine monatliche Rente. Um diesen Schutz zu bekommen, müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen überstanden werden. Eine Alterative sind sogenannte Dread Desease Versicherungen. Diese bieten zwar weniger Schutz, versichern aber immerhin schwere Krankheiten.
Rentenversicherungspflicht Selbstständige
Eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige existiert nur unter zwei Bedingungen:
1) Du erhältst deine Einnahmen zu 5/6 von einem Auftraggeber. Die Tätigkeit wird eher einem Anstellungsverhältnis zugeordnet, da der Gründer wesentlich von diesem abhängig ist.
2) Du beschäftigst keinen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer.
Scheinselbstständige sind oftmals Versicherungsvertreter für einen Konzern oder Gründer im Bereich Multi Level Marketing. Bei der gesetzlichen Rentenversicherung kann mit dem Formular V0050 ein Freistellungsauftrag beantragt werden.
Welche Versicherung brauchst du für dein Gewerbe?
Betriebshaftpflicht
Genau wie es eine private Haftpflicht für Konsumenten gibt, gibt es solche für deinen Gewerbebetrieb. Diese nennt sich Betriebshaftpflicht und haftet immer dann, wenn jemandem durch deinen Betrieb ein Schaden entsteht. Beispielsweise stolpert eine Person über ein falsch verlegtes Kabel und bricht sich den Arm (Das klassische Stolperrisiko). Versichert sind Personen, Sachschäden und daraus resultierende Vermögensschäden.
Berufshaftpflicht
Diese ist für bestimmte Berufsgruppen Pflicht und deckt die Berufsrisiken ab. Ein Arzt kann beispielsweise bei einer fehlerhaften Operation einen Schaden anrichten. Diesen gleicht eine Berufshaftpflicht aus.
Vermögensschadenhaftpflicht
Vermögensschäden treten bei beratenen Berufen auf, wie Vermögensberater, Steuerberater und Rechtsanwälte. Wenn diese falsch beraten, sind daraus resultierende Vermögensschäden versichert.
Inhaltsversicherung
Die Inhaltsversicherung ist das Pendant zur Hausratversicherung im privaten Bereich. Es handelt sich um eine Neuwertversicherung und keine Zeitwertversicherung. Die Versicherung zahlt den Neupreis für die Gegenstände. Versichert sind betriebliche Gegenstände innerhalb und außerhalb des Büros gegen folgende Gefahren:
1) Feuer
2) Leitungswasser
3) Blitzschlag / Überspannung
4) Diebstahl
Optional können weitere Gefahren eingeschlossen werden.
Firmenrechtsschutz
Eine Rechtsschutzversicherung ist ein aktiver Rechtsschutz, da in der Haftpflicht bereits ein passiver Rechtsschutz enthalten ist. Was heißt das?
Passiv bedeutet, dass dich jemand in Anspruch nehmen will. Sollte der Schaden unberechtigt sein, wehrt die Haftpflicht den Schaden ab und beauftragt einen Rechtsanwalt. Die Haftpflicht greift allerdings nicht für alle Schäden. Willst du jemanden aktiv verklagen und von dieser Person einen Schaden beglichen bekommen möchtest, brauchst du eine Rechtsschutzversicherung. Diese deckt alle Anwalts- und Gerichtskosten ab. Wenn du verlierst, trägt sie auch die Kosten der Gegenseite.
Bei Forderungsstreitigkeiten sind in den meisten Rechtsschutzversicherungen hohe Streitwertsgrenzen (beispielsweise Forderungen ab 5.000 Euro) beinhaltet, sofern der Baustein mitversichert ist.
Fazit
Es gibt eine Vielzahl von Versicherungen. Welche du genau brauchst, richtet sich nach deinem Geschäftsmodell und deiner individuellen Tätigkeit. Letztendlich brauchst du in diesem Bereich zuverlässige und unabhängige Partner, die dich dabei unterstützen. Bei der Auswahl der Partner ist es wichtig, dass dein Bauchgefühl stimmt und dich das Konzept rational überzeugt.