

Eine Selbstständigkeit in der Rente aufzubauen ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen aber es ist nie zu spät, deinen Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Je älter du bist, desto größer ist deine Berufserfahrung, dein Branchen-Know-how und auch dein Netzwerk. Gerade, wenn es dir im Ruhestand langweilig ist, du doch noch dein Hobby zum Beruf machen möchtest oder auch einfach nur dein Einkommen im Alter erhöhen möchtest: Die Gründe für eine Selbstständigkeit in der Rente sind vielfältig. Das Alter ist keineswegs ein Hemmschuh für Kreativität und Erfolg. Dennoch gibt es ein paar Herausforderungen, die du beachten solltest.
Überprüfe dein Fachwissen
Vielleicht möchtest du dich in der Branche selbstständig machen, in der du die letzten Jahre gearbeitet hast. Zum einen verfügst du darin über wertvolle mehrjährige Erfahrung, zum anderen ist dir der Arbeitsalltag vertraut. Dennoch solltest du kritisch hinterfragen, ob dein Wissen auch wirklich noch dem aktuellen Stand entspricht. Wie lange ist deine Ausbildung oder auch deine letzte Weiterbildung her? Was hat sich seitdem verändert? Und wie sieht es mit deinem kaufmännischen Grundwissen aus? Keiner nimmt auf die Selbstständigkeit in Rente Rücksicht. Du wirst wie jeder andere Unternehmer behandelt.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du die geforderten Kenntnisse hast, empfehle ich dir, dich vor der Gründung weiterzubilden. Einen guten Einblick in die verschiedenen Bereiche bietet dir mein Buch „Das Feierabend-Startup.“ Meines Erachtens liegt eine große Herausforderung beim Gründen in der Rente im Marketing. Du erreichst Menschen heute ganz anders als noch vor 5, 10 oder 15 Jahren. Beispielsweise verbrennst du heute mit damals erfolgreichen Postwurfsendungen nur dein kostbares Geld. Das ist aus meiner Sicht die größte Herausforderung bei der Selbständigkeit in der Rente.
Regle die Zukunft deines Unternehmens
Auch wenn es dir seltsam vorkommen mag, dir noch vor der Gründung Gedanken darüber zu machen, was mit deinem Unternehmen passiert, wenn du nicht mehr arbeiten willst oder kannst: Es ist wichtig, dass du rechtzeitig deine Nachfolge regelst. Dies gilt insbesondere, wenn du bei der Bank einen Kredit beantragen möchtest. Je länger die Laufzeit ausfällt, desto entscheidender ist es für die Gewährung des Kredites, dass du jemanden hast, der notfalls die Tilgung für dich übernehmen kann.
Haushalte mit deinen Kräften
Werde dir darüber klar, ob du wirklich dauerhaft die körperliche und nervliche Anstrengung auf dich nehmen möchtest, die mit einer Neugründung einher geht. In der Regel benötigt unser Körper mehr Ruhe, je älter wir werden. Was ist, wenn du krank wirst? Auch hier solltest du einen Notfallplan haben. Überlege dir, wie du die Belastung durch deine Selbstständigkeit im Notfall kurzfristig reduzieren könntest. Es ist wichtig, dass du dir über deine Kräfte im Klaren bist, bevor du dich in der Rente selbstständig machst.
Wie dein Einkommen aus der Selbstständigkeit unter Umständen deine Rente beeinflusst
Wenn du dein reguläres Rentenalter erreicht hast, darfst du so viel dazu verdienen, wie du möchtest. Allerdings musst du auf die Krankenversicherung achten. Dazu komme ich später. Anders sieht es aus, wenn du früher in Rente gehst. Heute liegt das Renteneintrittsalter für alle bei 67 Jahren, die 1964 oder später geboren wurden. Davor beträgt es 65 Jahre. Gemäß dem Stand 2017 darfst du neben der Rente maximal 6.300 Euro pro Jahr dazuverdienen. Hast du höhere Einnahmen, wirkt sich deine Selbstständigkeit unter Umständen negativ auf die Höhe deiner Rente aus.
Seit 2017 gibt es eine gesetzliche Neuerung. Früher wurde das monatliche Einkommen betrachtet. Für Selbstständige war dies schwierig zu berechnen, da sie unterm Strich erst am Ende des Jahres wissen, was sie pro Monat verdient haben. Durch die Berechnung auf Basis der monatlichen Einkünfte konnte es zu erheblichen Schwankungen und Nachteilen kommen. Gerade Gewerbebetriebe, die saisonalen Schwankungen unterliegen, hatten dadurch erhebliche Probleme.
Das hat auch der Gesetzgeber erkannt. Mittlerweile wird die Hinzuverdienstgrenze auf Basis des Einkommensteuerbescheids jährlich überprüft. Wenn du in der Rente ein eigenes Unternehmen gründen möchtest, musst du dich an die Steuererklärung samt aller erforderlichen Erklärungen für den Gewerbebetrieb oder die freiberufliche Tätigkeit gewöhnen. In den meisten Fällen wirst du zusätzlich eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung erstellen müssen.
Was passiert, wenn du die Grenze überschreitest?
Wenn du mehr verdient hast, wird ein Zwölftel der Einnahmen, die die Grenze von 6.300 € übersteigen, zu 40 Prozent auf die Rente angerechnet. Der verminderte Betrag wird weiterhin ausbezahlt. Zu viel erhaltene Beiträge müssen zurück erstattet werden, woraus schnell eine hohe Summe entstehen kann.
Hier ein einfaches Beispiel:
Frau Munsky erhält eine Rente von 980 € und hatte einen gewerblichen Gewinn von 12.000 € im Jahr. Um die monatlichen Einkünfte zu erhalten, teilen wir diesen Betrag durch 12 Monate. In diesem Fall wären das 1.000 Euro pro Monat. Davon werden 40 Prozent auf die Rente angerechnet, woraus sich eine Verminderung der Rente von 400 € im Monat ergibt. Frau Munsky erhält dann nur noch eine Rente von 980 Rente – 400 Euro Abzug = 580 Euro.
Selbstständigkeit in der Rente – Der Hinzuverdienstdeckel
Da wir in Deutschland leben, gibt es auch hier eine Ausnahme von der Ausnahme. Wenn der Hinzuverdienst inklusive Rente das höchste Einkommen in den letzen 15 Jahren übersteigt, wird dieser Betrag zu 100 Prozent angerechnet. Vielleicht fragst du dich jetzt, wie die Rentenversicherung nachweisen kann, was du in den letzten 15 Jahren verdient hast? Als Angestellter wurde dein Einkommen automatisch an die Rentenversicherung übermittelt. Dies diente auch als Grundlage für die Berechnung deiner monatlichen Rente. Warst du allerdings selbstständig oder hast selbstständig etwas dazuverdient, bleibt dir nichts anderes übrig, als den mühseligen Gang auf den Dachboden vorzunehmen und alle Gehaltsabrechnungen zusammen zu suchen.
Bevor du mit der selbstständigen Tätigkeit beginnst, musst du eine Mitteilung an die Rentenversicherung machen. Damit du nach einem Jahr nicht zu viel nachzahlen musst, werden deine Einkünfte geschätzt. In der Regel wird die Höhe deiner Einkünfte im Juli des Folgejahres geprüft. Bis dahin sollte der Steuerbescheid stehen. Wenn du dich hier verschätzt, drohen dir hohe Nachzahlungen. Wie immer in der Selbstständigkeit solltest du dir rechtzeitig einen Liquiditätspuffer aufbauen, das gilt auf für die Selbstständigkeit in der Rente. Behalte dir eines im Kopf: Liquidität ist nur durch eines zu ersetzen, nämlich durch mehr Liquidität. Sobald du die Regelaltersgrenze erreicht hast, finden keine Abschläge mehr statt, was den Hinzuverdienst angeht.
Die Krankenversicherung
In der Regel sind Rentner in der KVdR versichert. Das ist die Krankenversicherung der Rentner. Diese übernimmt wie der frühere Arbeitgeber 50 Prozent der Krankenversicherungsbeiträge. Ähnlich wie im Angestelltenverhältnis ist hier zu prüfen, ob eine haupt- oder eine nebenberufliche Selbstständigkeit vorliegt. Der Unterschied zum Angestellten ist, dass der Rentner keiner anderweitigen Tätigkeit nachgeht. Deswegen wird folgendes unterstellt: Wenn du mehr als einen halben Tag für deine Selbstständigkeit aufwendest, bist du hauptberuflich selbstständig und musst dich somit selbst krankenversichern. Du bist dann freiwillig gesetzlich krankenversichert.
Bei der nebenberuflichen Selbstständigkeit kannst du in der Krankenversicherung der Rentner versichert belieben. Eine private Absicherung kommt in der Regel nicht in Frage, da diese ihre Prämien in Abhängigkeit vom Alter und Gesundheitszustand kalkulieren. Hier würden exorbitante Beiträge anfallen. Ich empfehle dir, auf jeden Fall mit der Krankenversicherung in Kontakt zu treten und das Beratungsgespräch zu suchen. Es kann auch nützlich sein, einen Fachanwalt für Sozialversicherungsrecht aufzusuchen, bevor du dich in der Rente selbstständig machst.
Sonderfall GmbH
Gewitzten Gründern kommt jetzt wahrscheinlich der Einfall, eine Kapitalgesellschaft zu gründen und die Auszahlungen und das Geschäftsführergehalt so anzupassen, dass du unter den Grenzen bleibst. Der Geschäftsführer einer GmbH kann gezielt durch unternehmerische Entscheidungen beeinflussen, in welchem Maße und in welcher Höhe Gewinne erzielt werden. Aber Vorsicht: Hier wird die gesamte Tätigkeit der GmbH angeschaut. Handelt es sich um einen beherrschenden Gesellschafter, werden Gewinnen ausgezahlt und Investitionen getroffen? Hole dir in jedem Fall rechtlichen und steuerlichen Rat bei Experten ein.
Hier erfährst du mehr über das Thema Steuern.
Fazit
Für mich wäre ein Leben ohne eine Aufgabe sinnlos. Die schönste Art und Weise, sich auszudrücken, ist es, ein Unternehmen zu gründen, das anderen Menschen dient. Bei deinem Unternehmen kann dir keiner sagen, dass du jetzt aufhören musst, nur weil du in Rente bist. Ich habe erlebt, wie es ist, wenn sich jemand bei einem dafür bedankt, dass man dieses Produkt geschaffen hat. Dieses Gefühl hat mein Leben verändert und bereichert. Ich wünsche dir nicht nur materiellen Erfolg, sondern auch dieses erhabene Gefühl.