Lukas Jaskolka hat sich sein Leben lang mit Sport beschäftigt und für sich das perfekte Programm entwickelt, um fit und gesund zu bleiben. Das möchte er an andere Menschen weitergeben – und entschloss sich 2013, Personal Trainer zu werden.
Im folgenden Interview erzählt er, wie er seine nebenberufliche Selbstständigkeit gestartet hat – und warum er so erfolgreich damit ist.
1. Lukas, vor etwa einem Jahr hast du deine Übungsgruppe „FlensFitness“ gegründet. Heute besuchen regelmäßig über 100 Teilnehmer gleichzeitig deine Outdoor-Workouts, dein Konzept hat es sogar in die örtliche Tageszeitung und ins Radio geschafft. Was ist dein Erfolgsrezept?
Um sich als Trainer beweisen zu können, ist es wichtig, nicht nur stumpfe Übungen auszuführen, sondern die Leute dabei auch zu unterhalten. Ich denke, genau das hat die vielen Besucher ausgemacht, denn Outdoor-Trainingcamps gibt es bereits reichlich in Deutschland.
2. Wie ist es zu „FlensFitness“ gekommen?
Nach meiner Personal-Trainer-Ausbildung hatte ich zunächst ein Ziel, nämlich regional bekannt werden. So gründete ich unter dem Projektnamen „Streetworkout“ eine Facebook-Gruppe. Dort konnten die Mitglieder sehen, wo und wann ich, erstmal gratis, Workouts anbot. Natürlich war es auch eine großartige Möglichkeit, praktische Erfahrung zu sammeln, ohne acht Stunden lang in einem Fitnessstudio zu arbeiten. Am ersten Termin im letzten Jahr waren wir acht fleißige Sportler. Diese Workshops bot ich zweimal im Monat an den schönsten Outdoor-Locations in Flensburg an, bis wir eines Tages zwischen 100–200 Personen waren. Ich war völlig hin und weg. Im Frühjahr dieses Jahres riefen mich dann die Zeitung und das Radio an und unterstützen mich tatkräftig. Ich hatte nun das erreicht, was ich wollte, nämlich Aufmerksamkeit. Genau durch diese Workouts kennen mich so viele Leute, denen ich heute Personal Training anbiete. Im Frühjahr dieses Jahres kontaktierte mich der Sportwissenschaftler Pierre Kaller, der meine Idee klasse fand und mich unterstützen wollte.
Wir nutzten die Reichweite von „Streetworkout“, um ein Fitnesscamp zu eröffnen und benannten uns um in „FlensFitness“. Die Stadt Flensburg kontaktierte uns und wollte, dass wir die „gratis“ Workouts für die Bürger der Stadt weiterhin anbieten und zwar jeden Sonntag. Dafür bezahlte sie uns. So bieten wir nun unter dem Namen „FlensFitness für alle“ jeden Sonntag funktionelles Training an. Wir, das sind Pierre, meine Freundin Magdalena, die momentan Fitnessökonomie studiert, und ich. Unsere Hauptgeschäftsidee liegt jedoch darin, dass wir zweimal wöchentlich fünf Wochen lang gemeinsam mit ein- und demselben Team/Camp trainieren. Das Camp wurde aber innerhalb eines Tages voll und wir eröffneten ein zweites Fitnesscamp. Der Vorteil dabei ist, dass es immer dieselben Personen in der Gruppe sind und wir uns gegenseitig in Whatsapp-Gruppen motivieren. Dabei sind sogar schon Freundschaften entstanden. Dies zeigt, mir das „FlensFitness“ nicht nur sportliche, sondern auch soziale Aufgaben wahrnimmt. Natürlich macht mir das alles großen Spaß und so ich kann es einfach nicht lassen: Jedes Mal, wenn ich meine Eltern besuche, biete ich in Bremerhaven einen Workout für die Stadt an. Und auch dort schaffte ich es in kurzer Zeit in die örtliche Zeitung und bekam sogar ein Live-Interview auf Radio Bremen. In Bremerhaven knackten wir bereits den Rekord und ich durfte 200 Menschen anleiten, Sport zu treiben.
3. Man hat das Gefühl, es gibt immer mehr Personal Trainer am Markt. Wie bist Du dazu gekommen, dich trotzdem ausgerechnet als „PT“ nebenberuflich selbstständig zu machen?
Da ich mich bereits mein Leben lang mit Sport beschäftigt und alle möglichen Sportarten ausprobiert habe, passte das ganz gut für mich. Vor meiner Zeit als Trainer war ich Bundeswehrsoldat. Doch damit war ich ganz und gar nicht glücklich. Ich fühlte mich gefangen und hatte noch drei Jahre Dienst vor mir. Damals beschloss ich, nie wieder einen Beruf zu wählen, in dem ich unglücklich bin. Auch wenn man das Gefühl hat, es gebe reichlich Personal Trainer, so stimmt das nicht so ganz: Momentan arbeiten nur ca. 400 Personal Trainer hauptberuflich und mehrere hundert Trainer nebenberuflich. In der Stadt Flensburg, in der ich momentan aktiv bin, ist die Anzahl der Trainer sehr überschaubar.
4. Trotz deines frühen Erfolges als Personal Trainer hast du auch beschlossen, eine fundierte Ausbildung an der BSA (Bildung schafft Aufstieg)-Akademie zu absolvieren. Inwieweit hilft Dir das dort erlernte Wissen bei deiner Arbeit als Trainer weiter?
Im Jahr 2013 hatte ich die Vision, Personal Trainer zu werden. Da ich wusste, dass das nicht von heute auf Morgen geht, machte ich mir einen 3-Jahres-Plan, den ich bis zum Jahr 2016 fertig haben musste. Ich wollte zum einem eine fundierte Ausbildung als Personal Trainer; außerdem wollte ich noch weiter hinausdenken und eines Tages einen akademischen Abschluss in diesem Gebiet erreichen, damit ich das bestmögliche Wissen an meine Klienten weitergeben kann. Denn gerade in der heutigen Zeit der schnellen Informationsbeschaffung über das Internet ist es wichtig, wissenschaftlich fundiertes Wissen zu erlernen. Ich beschloss also, mich neben meinem Hauptberuf bei der Bundeswehr bei der BSA-Akademie in Hamburg anzumelden. Gleichzeitig meldete ich mich an der Abendschule in Flensburg an, um mein Abitur nachzuholen, denn ich wollte nach meiner Trainerausbildung unbedingt Sport und Gesundheit/Ernährung studieren. Die BSA-Akademie ist eine hervorragende Schule für Fitnesstrainer und ohne dieses Wissen wäre ich nie so weit gekommen. Ich machte zehn unterschiedliche Lizenzen und die sehr kompetenten Dozenten dort brachten mir innerhalb 1 ½ Jahre Kenntnisse bei, welche ich mir selbst nach fünf Jahren Recherche nicht hätte beibringen können. Aber jede Ausbildung hat ihre Grenzen — und hinter dieser geht es noch weiter. Deswegen besuchte ich, neben der 40-Stunden-Woche bei der Bundeswehr und der Ausbildung bei der BSA-Akademie, für 20 Stunden in der Woche die Abendschule. Heute muss ich nichts davon besuchen, denn ich bin nun endlich fertig beim Militär, ich habe die Trainerausbildung erfolgreich abgeschlossen und ich habe mein Abitur bestanden. Meiner Meinung nach sollte man mit der Arbeit beginnen, wenn das Wissen ein gewisses Niveau erreicht hat. Für mich war das der Augenblick, als ich Elemente aus dem Biologieunterricht und Elemente der BSA-Akademie kombinierte und noch besser verstand. Heute bin ich froh über dieses Wissen, denn ohne wäre ich heute als Trainer nicht da, wo ich heute bin — und würde wahrscheinlich weiterhin im Internet nachschauen und viele dort falsche Informationen glauben.
5. Was sind die größten Herausforderungen als Selbstständiger in der Fitnessbranche?
Man sollte sich zunächst Gedanken machen, ob man in der Lage ist, mit anderen Menschen zu arbeiten und diese zu betreuen. Klar muss man als Trainer sportlich aussehen, aber man sollte sich vor allem bewusst sein, dass es bei der Arbeit einzig und allein um den Klienten und dessen Betreuung geht. Die zwei größten Herausforderung für mich waren zum einen, das Gelernte in die Praxis umzusetzen — die meisten Personal Trainer hatten bereits etliche Stunden in Fitnessstudios gearbeitet, was ich jedoch auf keinen Fall wollte. Und die zweite große Herausforderung waren die Finanzen und Versicherungen. Denn ich hatte zu der Zeit nicht einmal eine Ahnung, wie man eine Rechnung schreibt oder wie man ein Gewerbe anmeldet!
6. Viele Leute träumen von der Selbstständigkeit — aber nur wenige machen die ersten notwendigen Schritte. Woran scheitert es deiner Meinung nach bei den meisten?
Ich denke, es ist die Angst um die eigene Existenz. Nur wenige wagen den Schritt in die sofortige Selbstständigkeit im Hauptberuf. Die Angst „All in“ zu gehen und alles zu verlieren, ist bei vielen einfach zu groß. Und gerade als Personal Trainer schaffen es nur wenige, sofort zehn Stammkunden zu bekommen. Deswegen ist es gut, nebenberuflich zu beginnen, denn so hat man Sicherheit. Viele Leute wagen es dennoch nicht, denn sie müssen auch bereit sein, fast die gesamte Freizeit aufzugeben. Neben meinen 40 Stunden bei der Bundeswehr musste ich fast jeden Tag Klienten betreuen. Und gerade samstags und sonntags ist man am meisten eingespannt, denn viele Klienten wollten am Wochenende bei sich im Garten oder im Wohnzimmer betreut werden. Ich denke, ein Großteil der Menschen ist schlichtweg nicht bereit, weitere 30 Stunden zusätzlich zu arbeiten. Ich sehe das aber nicht als Arbeit, denn Personal Training ist eine große Leidenschaft für mich.
7. Wie wichtig findest Du es, vor dem Start in die Selbstständigkeit „die richtige Geschäftsidee“ zu haben?
Ohne Planung für die nächsten Jahre geht gar nichts. Das heißt, bevor man an den Start geht, sollte man sich auf jeden Fall Gedanken machen, wie man das Projekt angehen will. Und hierbei spielt es keine Rolle, was man machen will — jede gute Idee braucht Zeit zum Wachsen. Ist eine Idee erst mal da, solltest du dir Gedanken machen, was alles nötig ist. Brauche ich Eigenkapital? Muss ich eine Schule besuchen? Brauche ich ein Team oder kann ich es alleine machen? All dies solltest du wissen, bevor du deine Idee umsetzt.
8. Du legst offensichtlich sehr viel Wert auf einen starken Social-Media-Auftritt — deine Kanäle auf Facebook und YouTube haben immer mehr Follower. Inwieweit hilft dir das auf deinem Weg als Personal Trainer weiter?
Wie schon erwähnt, möchte ich eines unbedingt: bekannt werden. Ich möchte nämlich zeigen, wie gut ich in der Sache bin, die ich mache. Ich möchte Menschen motivieren, Sport zu machen oder vielleicht auch Trainer zu werden. Die erste Etappe regional bekannter zu werden, habe ich bereits gemeistert. Ohne Internet- bzw. Social Media wäre das gar nicht möglich. Das nächste Ziel für mich ist Norddeutschland. Ich habe bereits die ersten Sportler in Hamburg erreicht — und dies nur über Facebook. Natürlich möchte ich noch weiter hinaus und mein Können überregional unter Beweis stellen. Dies funktioniert nur über Social Media und YouTube. Jedoch ist es heute sehr schwer, sich bei YouTube durchzusetzen, denn der Videomarkt in der Fitnessszene ist ziemlich gesättigt. Ich denke, die Nachfrage nach persönlichem Kontakt ist momentan höher, daher ist es einfach Menschen für Workouts zu erreichen, nur leider ist bei 200 Personen bei einem Event auch bald Schluss.
9. Was ist Deiner Meinung nach für den Erfolg auf YouTube und Facebook besonders wichtig?
Das wichtigste ist wohl der Nutzen für den Zuschauer. Dieser möchte entweder unterhalten werden oder aber etwas mitnehmen. Und natürlich muss dann das Auftreten stimmen. Es ist zwar noch kein Meister vom Himmel gefallen, jedoch sollte man in der Lage sein, frei zu sprechen und das Wissen einfach zu vermitteln. Also eine Kombination aus Entertainer, Lehrer oder etwas in der Art. Meine Zuschauer bzw. Sportler nehmen vor allem eines mit: Muskelkater!
10. Wenn du einen Tipp für angehende (nebenberuflich) Selbstständige hättest, welcher wäre das?
Man sollte mit Menschen sprechen, die Ahnung haben! Möchtest du ein super Anwalt werden, solltest du einen super Anwalt befragen! Natürlich können einen Freunde und Familie sagen, ob man geeignet dafür ist, aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass die meisten sagen: „Schaffst du eh nicht“ oder „Selbstständigkeit ist viel zu gefährlich“. Also ruhig mal bei den Erfolgreichen an der Tür klopfen und nachfragen. Außerdem sollte man sich unbedingt einen Termin bei seinem Steuer- und Finanzberater machen. Denn wenn das Geschäft erst mal läuft, möchte man bei Steuer- oder Versicherungsfragen keine bösen Überraschungen erleben.
Lukas, danke für das gute Gespräch!