Bis zu welchem Alter bist du in Deutschland eigentlich ein Jungunternehmer?
Es gibt keine genaue Definition. Bekanntlich ist man so alt wie man sich fühlt. Einige Verbände setzen eine Grenze, die bei circa 40 Jahren liegt. So zum Beispiel auch der Verband der jungen Unternehmer. Eine andere Sichtweise betrachtet nicht das Alter des Gründers sondern das Alterdes Unternehmens. Als Jungunternehmer giltst du, wenn dein Startup zwischen 3 und 5 Jahre alt ist. Ich bin beispielsweise seit acht Jahren selbstständig, unter 40 Jahre alt und bezeichne mich als Jungunternehmer.
Wie sieht die Gründerlandschaft in Deutschland in Zahlen aus?
Dazu habe ich den KFW Gründerreport 2013 und 2014 untersucht. Demnach gründen in Deutschland jedes Jahr 868.000 Personen. Überraschend ist, dass 562.000 Personen ein Nebengewerbe gründeten und 306.000 Personen ein Hauptgewerbe. Viele testen ihre Idee zuerst im Nebengewerbe und starten dann im Hauptgewerbe durch – ein Trend, der in Zukunft anhalten wird. Im Hauptgewerbe sind 77 % der Gründer Einzelgründer und übernehmen so die alleinige Verantwortung für das Startup. Mittlerweile wagen sich auch mehr Frauen in die Selbstständigkeit, die Quote liegt bei 43 %.
Laut Zahlen des KFW-Gründerreports sind 42,9 % der Gründer jünger als 35 Jahre. Gut die Hälfte davon sind Jungunternehmer. Sowohl junge Menschen als auch Gründer im fortgeschrittenen Alter wagen sich in die Selbstständigkeit. Diese Menschen glauben an ihre Idee und gehen mutig ans Werk.
Was sind die fünf typischen Fehler von Jungunternehmern?
Hier sind meine Erfahrungen:
1. Jungunternehmer und die Finanzen
Zum Start der Diamond Academy investierten wir unser weniges Geld in die falschen Projekte. Zum Beispiel engagierten wir für unsere Homepage einen teuren Webdesigner. Kostenpunkt: Mehr als 7.000 €. Kurz darauf stellten wir fest, dass sich unser Geschäftsmodell verändert und wir eine neue Homepage benötigten. Das Problem war, dass unser Geld bereits aufgebraucht war. Deshalb machten wir uns selbst ans Werk. Das Ergebnis: Wir haben die Kontrolle über unsere Website und sind viel zufriedener.
Deswegen ist der Weg des „Bootstrapping“ für uns der Beste gewesen. Bootstrapping bedeutet, aus eigenen finanziellen Mitteln so weit zu wachsen wie es geht. Schlüsselkompetenzen im Unternehmen sollten von den Gründern von Anfang an abgedeckt werden. Zum Beispiel können alle Gesellschafter der Diamond Academy eine Website erstellen.
Kredite und Kapital von Investoren solltest du nicht verpulvern! Wenn du später dein Geschäftsmodell skalieren willst, ist sonst vielleicht kein Geld mehr da. Überlege dir deswegen gut, ob und in welcher Weise du dich finanzieren willst.
2. Jungunternehmer und die Produkte
Das perfekte Produkt nach unseren Vorstellung entwickeln, haben wir in unserem „Elfenbeinturm“ gemacht. Das Fazit: Wir haben viel Zeit investiert und Funktionen entwickelt, die der Kunde nicht braucht. Heute arbeiten wir nach dem „Lean-Startup-Prinzip.” Wir entwickeln gemeinsam mit dem Kunden schnelle und einfache Prototypen. Dabei definieren wir unser MFP: Das Minimal Funktionsfähige Produkt. Wir zerlegen es in kleine Teile und fokussieren uns auf die wichtigste Einheit. Ist dieses Produkt fertig, bringen wir es in einer Betaphase heraus. Das Feedback vom Kunden hilft uns, das Produkt besser zu machen. Mehr dazu kannst du in dem Buch„Lean Startup“ nachlesen.
3. Jungunternehmer und der Fokus
Wir haben den Fokus auf zu viele Produkte gelegt. Wir wollten alles – doch nichts ist passiert. Im Silicon Valley fokussieren sich die Gründer genau auf ein Projekt und ziehen es zielgerichtet durch. Du kannst dies im Buch “Silicon Valley” nachlesen. Die Kunden sind gemäß Pareto effizient verteilt. Mit 20 % unserer Kunden verdienen wir 80 %. Gleichzeitig verwendeten wir 80 % der Zeit auf die Kunden, die 20 % des Umsatzes bringen. Gründe keinen Bauchladen!
Fokussiere dich – besetze und beherrsche erst eine Nische und vergrößere dich anschließend Stück für Stück. Traue dich auch, nein zu Kunden zu sagen, die du nicht willst!
4. Jungunternehmer und die Geschäftsmodelle
Am Anfang haben wir uns überhaupt keine Gedanken über das Geschäftsmodell gemacht. Dann entwickelten wir erfolgreiche Geschäftsmodelle mit Hilfe der Business Model Generation „Canvas“ – auf einer weißen Flipchart mit den acht relevantesten Bereichen unseres Unternehmens. Danach haben wir gemeinsam ein Brainstorming durchgeführt, wie diese Bereiche innovativ gestaltet werden können. Als das Geschäftsmodell fertig war, haben wir es einige Zeit nicht weiterentwickelt. Das war ein Fehler. Im Silicon Vally ist dieser Vorgang bekannt unter „Pivoting“ – Änderung und Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Im Silicon Vally werden Investoren skeptisch, wenn das Startup noch kein „Pivoting“ durchgeführt hat. Mein Tipp: Passe dein Geschäftsmodell an und stelle den Status Quo in Frage.
Im Buch „Lean Startup“ steht, dass die Geschäftsidee 5 % der Ergebnisse ausmacht und 95 % die harte Arbeit, die dahinter steckt. In der Praxis sprechen 95 % über die Geschäftsidee und 5 % über die Prozesse. Die Folge sind fehlende Ergebnisse und endlose Diskussionen.
5. Jungunternehmer und das Netzwerk
In diesem Punkt hatte ich Glück. Mit Michael, Paul und Randolph habe ich sofort die perfekten Mitgründer gefunden. Natürlich gab es in unserem Team Meinungsverschiedenheiten, aber wir haben gelernt, die andere Perspektive zu respektieren. Irgendwann liebten wir sie sogar, da sich dadurch mehrere Optionen herauskristallisierten. Konflikte werden jede Woche im Feedback-Gespräch ausgesprochen. Das Unternehmen baut auf unserer Freundschaft auf. Es ist elementar, dass du gute Leute um dich hast, die dich unterstützen. Viele tolle Ideen scheitern an den schlechten Beziehungen der Gründer untereinander. Schaue dir dazu meinen Blogartikel Mitgründer an.
Wer sind die Top 3 der Jungunternehmer in Deutschland?
1. Platz: Oliver Samwer
1995 gründet Oliver Samwer, damals Anfang 20, mit seinen Brüdern Alando (Buch: Das Samwer Trio), eine Kopie von Ebay. Nach nur sechs Monaten verkauften die Samwer Brüder Alando an Ebay für rund 50 Millionen USD. Im Jahr 2000 gründeten sie mit weiteren Investoren Jamba. Jamba wurde 2004 an einen US-Investor für 273 Millionen USD verkauft. Weitere Beteiligungen und Gründungen sind Zalando, Rocket Internet und Groupon. Wirklich starke Typen mit einer beeindruckenden Serie an erfolgreichen Unternehmen. Dabei werden ihre Methoden kontrovers diskutiert.
2. Platz: Marco Börries
Gründete mit 16 Jahren die Firma Star Division. Das Produkt war Star Office und sollte eine Alternative zum Office-Paket sein. Für einen zweistelligen Millionenbetrag verkaufte er die Firma 1999 an Sun Microsystems.
3. Platz: Lars Hinrichs
Gründete 2003 mit 27 Jahren Xing. Das Karriere-Netzwerk hat sich in Deutschland etabliert und gilt als ein erfolgreiches deutsches Internet-Unternehmen, das es an die Börse geschafft hat. Lars Hinrichs ist mittlerweile nicht mehr bei Xing involviert.
Wer ist der „erfolgreichste“ Jungunternehmer weltweit?
Im Februar 2004 gründete der damals 19-jährige Mark Zuckerberg das soziale Netzwerk Facebook. Mit 24 Jahren wurde Mark Zuckerberg zum jüngsten Selfmade-Milliardär. Heute hält er knapp 28 % an dem Unternehmen.
Was macht den Erfolg von Jungunternehmern aus?
Manchmal nur ein Korn Pfeffer…
Werde ein erfolgreicher Jungunternehmer und teile mit uns deine Erfahrungen auf dem Weg zum Erfolg!