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Muss ich ein Gewerbe anmelden und wenn ja, wie?9 min Lesezeit

Erik

Du willst ein Gewerbe anmelden, dir fehlen aber die nötigen Informationen, wie das genau geht? Dann ist dieser Artikel genau richtig für dich. Ich gehe im ersten Teil darauf ein, wer überhaupt ein Gewerbe anmelden muss. Viele Gründer müssen gar kein Gewerbe anmelden, tun es dennoch und verursachen dabei Kosten, die sie gar nicht tragen müssten. Danach gehe ich auf die Einzelheiten der Gewerbe-Anmeldung ein. Was kostet die Gewerbeanmeldung, sind Auflagen zu beachten und wer bekommt eigentlich eine Information über die Aufnahme der Tätigkeit? Zum Schluss gibt es noch einen Ausblick, was nach der Gewerbeanmeldung folgt.

Gewerbe anmelden, freiberuflich tätig sein oder keines von beiden

In Deutschland muss jeder, der selbstständig tätig sein will und nicht freiberuflich tätig ist, ein Gewerbe anmelden, sofern die Tätigkeit auf Dauer angelegt ist mit der Absicht, Gewinne zu erzielen. Hier zählt die Absicht, nicht der Fakt, ob tatsächlich Gewinne erzielt werden. Weitere Einschränkungen sind, dass es sich nicht um eine sozial unwertige Tätigkeit handeln darf.

Gehen wir diese Punkte der Reihe nach durch:

Selbstständig tätig

Selbstständig tätig bedeutet auf eigenes Risiko und in eigenem Namen tätig zu werden.

Gewerbe anmelden oder freiberuflich tätig

Wer freiberuflich tätig ist, muss kein Gewerbe anmelden. Hier reicht eine schriftliche Information an das Finanzamt, dass die freiberufliche Tätigkeit aufgenommen wird. Freiberufler genießen den Vorteil, dass sie anders als alle anderen Gewerbetreibenden keine Gewerbesteuer zahlen müssen. Freiberufler sind Personen, die aufgrund ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten Dienstleistungen höherer Art für ihren Auftraggeber oder die Gesellschaft erbringen. Hierzu zählen Tätigkeitsberufe wie Künstler, Schriftsteller, unterrichtende Tätigkeiten oder Katalogberufe wie Ärzte, Rechtsanwälte und Steuerberater. Zu den Freiberuflern gehören noch die katalogähnlichen Berufe wie Designer, Altenpfleger oder Programmierer. Den dazugehörigen Paragraphen findest du im Einkommensteuergesetz § 18. Weitergehende Informationen zum Thema Freiberufler werden findest du in diesem Blogartikel.

Gewerbe anmelden – Auf Dauer

Wird die Tätigkeit nicht auf Dauer ausgeführt und beispielsweise nur einmal in den Semesterferien, muss kein Gewerbe angemeldet werden. Für das Finanzamt handelt es sich dann eher um Liebhaberei als um konkrete Gewinn-Erzielungsabsicht über einen langen Zeitraum. Der Nachteil ist, dass es keine Betriebsausgaben gibt. Somit sind Verluste nicht steuermindernd zu berücksichtigen und können nicht gegen andere Einkünfte verrechnet werden. Wenn du nebenberuflich selbstständig bist und ein Einzelunternehmen hast, bei dem du im ersten Jahr einen Verlust von 10.000 € machst, kannst du das mit deinen Einkünften aus nicht selbstständiger Arbeit verrechnen. Nicht selbstständige Arbeit ist ein klassischer Angestellten-Job. Hier gibt es dann eine Steuerrückerstattung. Der Vorteil besteht darin, dass die gelegentlichen Gewinne nicht versteuert werden müssen und keine Pflichtmitgliedschaft in der Industrie-, Handels- oder Handwerkskammer vorliegt. Wichtig ist, auf den Rechnungen keine Mehrwertsteuer auszuweisen, denn das können nur Betriebe. Hier ist Vorsicht geboten. Sollte das Finanzamt merken, dass erhebliche Gewinne erzielt werden und das auf Dauer, werden rückwirkend Einkommenssteuer und Gewerbesteuer fällig. Das Gewerbeamt kann ein Bußgeld erhängen, da hier eine gewerbliche Tätigkeit hätte gemeldet werden müssen. Ein bekannte besondere Konstellation hat sich bei den Profi-Pokerspielern ergeben. Normalerweise sind Einkünfte aus Glücksspiel steuerfrei. Allerdings betreiben Profi-Pokerspieler eine Tätigkeit auf Dauer und nicht nur kurzzeitig, mit der Absicht, Gewinne zu erzielen. Dies spricht dafür, dass ein Gewerbe vorliegt. Auf der anderen Seite würde es bedeuten, dass auch Verluste als Betriebsausgabe angesetzt werden könnten. Das will das Finanzamt natürlich auch nicht. Die zweite Frage, die in dieser Konstellation geklärt werden müsste, ist folgende: Ist es überhaupt möglich, planbaren Erfolg beim Poker zu haben oder hängt alles nur vom Zufall ab?

Gewerbe anmelden – Gewinnerzielungsabsicht

Gerade bei Startups, die in der Anfangszeit hohe Verluste anhäufen, macht das Finanzamt eine Umsatzsteuersonderprüfung oder eine ganzheitliche Betriebsprüfung. Es muss plausibel dargestellt werden, wie und in welchem Umfang Gewinne erzielen werden sollen. Ansonsten ergibt sich der Status Liebhaberei anstatt eines Gewerbes, was zur Folge hat, dass Verluste nicht mehr verrechnet und keine Vorsteuer “gezogen” werden kann. Vorsteuer ist die Umsatzsteuer, die ich mir als Unternehmer zurückholen kann, beispielsweise wenn ich einen Laptop kaufen. Denn die Mehrwertsteuer ist eine Endverbrauchersteuer – sprich für die Endkonsumenten. Dies gilt nicht für Unternehmen, die die Kleinunternehmerregelung in Anspruch genommen haben. Wenn zum Beispiel ein Handwerksbetrieb nur noch am Leben erhalten wird, um ihn an die nächste Generation zu übergeben und dieser langjährige Verluste macht, kann der Status “Gewerbe” aberkannt werden. Das Finanzamt will auf lange Sicht niemandem Geld schenken.

Gewerbe anmelden – Sozial unwertige Tätigkeit

Eine Gewerbe anmelden ist beispielsweise für eine Autohehlerei ist nicht möglich.

Gewerbe anmelden – Kosten

Für die Gewerbeanmeldung kann jedes Amt seine eigene Gebühr erheben. Bei mehr als 100 Gewerbeämter in Deutschland fällt es also schwer, einen einheitlichen Preis zu nennen. In Köln kostet die Anmeldung beispielsweise 20 €, in Frankfurt 25 €, in Hamburg 20 €, in Dresden 30 € und in Berlin Treptow-Köpenik 26 €. Die Preise gelten für die Anmeldung eines Einzelunternehmens, für Kapitalgesellschaften können die Preise abweichen.

Gewerbe-Anmeldung

Persönlich geht immer. Wichtig ist, den Personalausweis oder den Reisepass mit Meldebestätigung dabei zu haben. Bei Anmeldung einer Gesellschaft ist es wichtig, den aktuellen Handelsregisterauszug und den notariell bestätigten Gesellschaftervertrag dabei zu haben. Bei einer GmbH oder UG muss der Geschäftsführer die Anmeldung vornehmen. Bei einigen Gewerbeämtern kann man das Gewerbe auch online anmelden, wie in Mannheim, Frankfurt, Bielefeld und Dresden.

Bei der Gewerbeanmeldung ist auszuwählen, ob ein Haupt- oder Nebengewerbe angemeldet wird und der Zweck des Unternehmens ist zu beschreiben. Den Zweck kannst du im Laufe der Zeit beliebig erweitern oder kürzen. Was ein Nebengewerbe oder Hauptgewerbe ist, kannst du in diesem Blogartikel nachlesen.

Weitergabe der Daten

Über die Aufnahme des Gewerbes werden folgende Stellen informiert:

Berufsgenossenschaft

Berufsgenossenschaft – Es folgt ein Erhebungsbogen, ob Angestellte vorhanden sind, die versichert werden müssen und ob der Selbstständige freiwilliges Mitglied in der Berufsgenossenschaft werden will.

Industrie-, Handels- und Handwerkskammer

Industrie-, Handels- und Handwerkskammer – Die Kammern werden einen Erhebungsbogen zuschicken, mit dem man den Betrieb bei der zuständigen Kammer registriert. Es handelt sich um eine Pflichtmitgliedschaft, die leider kostenpflichtig ist.

Der Grundbetrag für nicht im Handelsregister eingetragene Personen oder Personengesellschaften beträgt 40 €. Für Gesellschaften, die im Handelsregister eingetragen sind, beträgt der Grundbetrag 135 € im Jahr. Dieser steigt mit dem Gewerbeertrag stetig an. Dazu gibt es einen größenabhängigen Betrag in Höhe von zur Zeit 0,22 % pro Jahr vom Gewerbeertrag.

Gründer können sich vom Mitgliedsbeitrag für 4 Jahre befreien lassen, sofern sie nicht im Handelsregister eingetragen sind. Dabei ist man in den ersten zwei Jahren komplett befreit und in den beiden darauffolgenden Jahren teilweise. Ab dem 3. Jahr wird der Grundbetrag fällig und ab dem 5. Jahr die Umlage.

Wenn der Gewerbeertrag unter 5.200 € liegt, sind auch nicht Gründer (langjährige selbstständige) vom Grundbetrag und der Umlage befreit. Dies gilt nicht für Kaufleute und Gesellschaften, die ins Handelsregister eingetragen sind.

Die Befreiung kann formlos bei den zuständigen Kammer erfolgen.

Finanzamt – Steuerlicher Erfassungsbogen

Finanzamt – Steuerlicher Erfassungsbogen – Es geht eine Meldung an das zuständige Finanzamt über die Aufnahme der gewerblichen Tätigkeit. Nach circa zwei Wochen bekommt der Gründer den steuerlichen Erfassungsbogen zugeschickt. Mit dem steuerlichen Erfassungsbogen werden alle wichtigen Informationen für das Finanzamt erhoben und gegebenenfalls eine neue Steuernummer vergeben, die fortan auf den Rechnungen mit angegeben werden muss. Wenn du mehr über den steuerlichen Erfassungsbogen wissen willst, schau dir diesen Blogartikel an.

Es werden außerdem Daten an verschiedene statistische Behörden geschickt. Wenn du hier die komplette Liste sehen willst, dann schau dir den § 14 der Gewerbeordnung an (Anzeigepflichten).

Gewerbe anmelden – Besonderheiten

Gewerbeanmeldung und Gründerzuschuss ALG 1

Als ALG 1 Empfänger hast du gegebenenfalls einen Anspruch auf den Gründerzuschuss. Es ist aber zwingend erforderlich, dass das Gewerbe nicht angemeldet wird, bevor der Gründerzuschuss beantragt wurde. Wenn du mehr zum Thema Gründerzuschuss wissen willst, klicke hier.

Gewerbeanmeldung – EU-Bürger

Aus meiner Sicht hat die Europäische Union viele Vorteile gebracht, aber da hat jeder seine eigene Meinung. Zwei wichtige Vorteile sind, dass EU-Bürger die gleiche Niederlassungsfreiheit und Gewerbefreiheit genießen wie deutsche Bürger. Auf EU-Bürger ist das Ausländerrecht nicht anwendbar. Dies gilt nicht nur für EU-Bürger, sondern auch für die Schweiz und Länder des Europäischen Wirtschaftsraums.

Die neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union müssen eine zusätzliche Zugangsvoraussetzung erfüllen, sofern welche vorgegeben sind. Sie müssen im Stande sein, die geplante Selbstständigkeit durchzuführen. Das können kaufmännische oder handwerkliche Fähigkeiten sein, vor allem aber deutsche Sprachkenntnisse.

Gewerbe anmelden – Nicht EU-Bürger

Wenn man nicht zu den EU-Staaten zählt, wird das Ausländerrecht angewendet. Hier ist eine Aufenthaltsgenehmigung der zuständigen Ausländerbehörde vorzulegen, die auch die Genehmigung enthalten muss, ein Gewerbe auszuüben. Solche Genehmigungen werden in der Regel erteilt, wenn man über eine halbe Million Euro investiert und mehr als 5 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Ausländerbehörde wird dazu eine Stellungnahme des zuständigen Gewerbeamts oder der Kammern einholen, um das gesamte Unterfangen zu bewerten.

Gewerbe anmelden als Minderjähriger

Minderjährige haben bei der Gewerbeanmeldung besondere Voraussetzungen zu beachten, da sie nur beschränkt geschäftsfähig sind. Hier müssen alle Erziehungsberechtigten dem Minderjährigen schriftlich ihre Zustimmung erteilen, das Gewerbe ausüben zu dürfen. Dieses wird dann zusätzlich vom dem zuständigen Vormundschaftsgericht geprüft. Der Betrieb des Gewerbes muss zum Vorteil des Minderjährigen sein und es müssen die notwendigen Kenntnisse vorhanden sein, um das Gewerbe auszuüben. Dazu zählen beispielsweise kaufmännische Kenntnisse. Entschiedet das Vormundschaftsgericht positiv, so kann mit dieser Genehmigung das Gewerbe angemeldet werden. Die Bestätigung ist bei der Anmeldung vorzulegen. Der Minderjährige ist dann im Geschäftsverkehr wie eine voll geschäftsfähige Person zu sehen. Er darf Verträge eingehen und Willenserklärungen abgeben. Nur bestimmte Geschäfte sind davon ausgeschlossen wie die Kreditaufnahme oder die Erteilung einer Prokura.

Zugangsvoraussetzungen für bestimmte Berufe

Bestimmte Tätigkeiten sind erlaubnispflichtig. Ohne die Erlaubnis kann keine Gewerbeanmeldung erfolgen.

Gaststättenbetreiber brauchen erst eine Gaststättenkonzession, um den Betrieb aufzunehmen.

Finanzdienstleister wie Finanzanlagevermittler, Versicherungsmakler und Immobiliendarlehensvermittler müssen sich bei der zuständigen Handelskammer registrieren und sich dort die Erlaubnis erteilen lassen.

Handwerker müssen sich erst in die Handwerksrolle eintragen lassen.

Hier findest du alle erlaubnispflichtigen Berufe.

Fazit – Gewerbe anmelden

In Deutschland kann jeder ein Gewerbe anmelden, denn es herrscht Gewerbefreiheit. Das ist nicht in jedem Land der Welt so. Wir haben die Möglichkeit, uns frei zu entfalten und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Für viele Gründer ist die Gewerbeanmeldung der erste Schritt, sich diesen Traum zu erfüllen. Der erste Schritt ist aber auch der Wichtigste, denn dadurch kommt der Stein ins Rollen. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Gewerbe!

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53 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

Chan

19. Dezember 2016 22:09

Hallo guten Tag,

ich habe da mal eine Frage:
Ich habe ein klassisches Baugewerbe, jedoch möchte ich ein neuen Standbein aufziehen und mit Affiliate-Seiten ebenfalls Geld verdienen.

Wie muss ich nun vorgehen, damit ich das Affiliate Gewerbe anmelde?
Neuanmeldung/Ummeldung oder eine weitere Einkommensquelle hinzufügen, was
muss ich dem Finanzamt sagen?

Mit freundlichen Grüßen