

Du möchtest dich nebenberuflich selbstständig machen, aber dir fehlt das nötige Startkapital? Anstatt den mühsamen Weg zur Bank einzuschlagen und einen Kredit zu beantragen, kannst du auch eine Crowdfunding Kampagne starten. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff?
Crowdfunding heißt übersetzt Schwarm- oder Gruppenfinanzierung und stellt eine bestimmte Art der Finanzierung dar. Beispielsweise wurde der Sockel für die Freiheitsstatue mit Hilfe von 160.000 Menschen ermöglicht, die einzelne Geldbeträge gespendet haben. Mit dem beschafften Geld kannst du beispielsweise Geschäftsideen, Produkte oder auch verschiedene Projekte mit Eigenkapital oder Eigenkapitalähnlichen Mitteln finanzieren.
Meistens erfolgt die Finanzierung in Form von sogenannten partiarischen Darlehen oder mit Hilfe von stillen Beteiligungen. Doch wer gibt dir für deine Unternehmung eigentlich Geld? In der Regel stammt das Kapital von mehreren Personen, meistens Internet-Usern, die deine Geschäftsidee im Internet gefunden haben und sich daran beteiligen möchten. Wenn du also eine gute Idee hast und diese überzeugend mit Hilfe eines Videos vermitteln kannst, hast du große Chancen, dass du bei der Verwirklichung durch eine Vielzahl an Menschen, die kleine Geldbeträge spenden, unterstützt wirst.
Verschiedene Arten des Crowdfunding
Crowddonation: Donation-Based Crowdfunding
Crowdsupporting: Reward-Based Crowdfunding
Crowdlending: Lending-Based Crowdfunding
Crowdinvesting: Equity-Based Crowdfunding
Ein Beispiel für den Ursprung des Crowdfundings ist die Internet-Plattform ArtistShare, die im Oktober 2003 von Brian Camelio ins Leben gerufen wurde. Der Produzent und Musiker wollte den Raubkopierern entgegen wirken. Dank seiner Homepage konnten Musiker ihr Album vorfinanzieren, bevor es veröffentlicht wurde. Möglich wurde dies durch finanzielle Spenden der Fans. Auch die Band Public Enemy hat sich mit Hilfe von Crowdfunding ein Album finanzieren lassen.
Eine weitere bekannte Plattform ist kickstarter.com. Hier gibt es keine Gewinnbeteiligung. Stattdessen wird mit Hilfe eines Videos versucht, Menschen für die finanzielle Unterstützung eines Projektes zu gewinnen. Auch RocketHub funktioniert ähnlich. Mittlerweile wurden einige Roadmovies und Filme mit Hilfe von Spenden finanziert, beispielsweise der Kinofilm zur Fernsehserie „Stromberg“. Grundsätzlich dient Crowdfunding meistens der Finanzierung von Nischen-Projekten.
Werden Unternehmen oder Immobilien finanziell unterstützt, nennt sich das Crowdinvesting. Dank der Beteiligungen entsteht zumeist ein Anspruch auf einen Teil vom Unternehmensgewinn oder am Erlös, wenn das Unternehmen irgendwann verkauft wird. Hierbei wird das Risiko auf viele einzelne Investoren verteilt, die kleinere Beträge investieren. Dies ist konträr zu Finanzierungen durch Business Angels oder Venture Capital, bei dem das nötige Kapital von wenigen Menschen aufgebracht wird.
Wie läuft eine Crowdfunding-Kampagne ab?
Bevor eine Kampagne startet, muss eine Mindestkapitalmenge definiert werden. Das bedeutet, es muss auf jeden Fall die Summe x zusammenkommen, bevor die Aktion startet. Dabei zahlt jeder Crowdfunder einen relativ geringen Beitrag, für den er eine Gegenleistung erwarten darf. Dies können beispielsweise Rechte, Geld oder Sachleistungen sein, aber auch die Unterstützung von humanitären Projekten und ähnlichem. Die Gegenleistung muss also nicht unbedingt eine finanzielle Komponente beinhalten.
Im Internet kommen auf Crowdfunding-Plattformen Geldgeber und Geldnehmer zusammen. Letztere entscheiden sich anhand der vielfältigen offenen Ausschreibungen, welche Idee sie finanziell unterstützen möchten. Dabei werden mögliche Geldgeber weder ein- noch ausgegrenzt. Die durch das Crowdfunding erzielten Gelder sind an die jeweilige Aktion gebunden, auch wenn es hierfür noch keine gesetzliche Grundlage gibt. In Amerika ist dies anders. Dort hat Barack Obama das JOBS Act unterzeichnet, was für „Jumpstart Our Business Startups Act“ steht. Die Plattformen finanzieren sich meistens durch eine Provision, falls der Deal zustande kommt. Banken entscheiden hier nicht mehr über die Kreditvergabe sondern die User wer Geld bekommt.
Was du beachten solltest
Das große Problem beim Crowdfunding besteht in der Anschlussfinanzierung. Wenn ein Investor das Startup übernehmen will, muss er sich mit vielen Einzelverträgen herumschlagen. Meistens sind die Anleger keine professionellen Anleger und haben das Verhältnis von Chance zu Risiko nicht gründlich genug durchdacht. Auch wenn es sich um ein kleines Investment handelt, mindert es nicht das Risiko. Als Gründer musst du dich darum bemühen, die Crowd zu managen. Das bedeutet, du musst nicht nur an eine Person oder wenige Investoren berichten, sondern unter Umständen an hunderte von Menschen.
Das kann schonmal zu einem Shitstorm führen wie bei Protonet, einer der größten Crowdfinanzierungen in Deutschland. Im Jahr 2017 sah sich Protonet von einer Insolvenz bedroht. Für eine Weiterführung haben die Investoren die klare Ansage gemacht, dass die Crowd in eine separate Gesellschaft überführt werden muss. Das war schwer zu argumentieren, weil hunderte von Investoren neue Verträge unterzeichnen sollten. Foodist beispielsweise hat eine erfolgreiche Crowdfinanzierung hinter sich, bei der die Geldgeber gute Renditen durch den Exit erzielen konnten. Aber auch hier sagte der Gründer Alexander Djordjevi, dass das Thema Crowd den Exit sehr kompliziert gemacht hat. Um den Verkauf überhaupt stattfinden zu lassen, mussten 75 Prozent aller Investoren zustimmen. Die Verträge sind aber in der Vergangenheit von dem Plattformen immer weiter verbessert worden.
Die Frage ist natürlich, ob du die Zeit hast, dich nebenberuflich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Ich bezweifele das und denke, dass Crowdinvesting für den nebenberuflichen Start nicht geeignet ist. Es mag sein, dass potentielle Kunden schneller und einfacher zu überzeugen sind als Banken und Business Angels. Dennoch sollten die langfristigen Konsequenzen überdacht werden. Wenn das Geschäft nur mit einer anfänglichen Investition zu starten ist bleib dir natürlich nichts anderes übrig.
Darüber hinaus ist es nicht einfach, eine gelungene Kampagne aufzusetzen. Du musst viel Promotion machen und dein Marketingmaterial perfekt aufbereiten. Damit die Investoren darauf anspringen, müssen deine Botschaft und das Produkt hoch emotional sein. Des weiteren haben die großen Plattformen zusätzliche Anforderungen, damit du überhaupt gelistet wirst. Was wäre, wenn du diese Zeit stattdessen in dein Produkt steckst und erstmal aus eigenen Mitteln startest?
Was für den nebenberuflichen Start sinnvoll ist
Das einzige, was ich für den nebenberuflichen Start in die Selbstständigkeit als sinnvoll erachte, ist das Crowd-Supporting. Hier bekommen die Investoren ein Produkt, bevor der eigentliche Produkt-Launch bevorsteht. Eine der bekanntesten Plattformen dafür ist Startnext. Hier ist der große Vorteil, dass du mit der Lieferung deines Produktes deine „Supporter“ erstmal los bist und deinen Part erfüllt hast.
Auf was musst du achten? Es handelt sich hier um einen Produktverkauf, auf den du Umsatzsteuer abführen musst, da Eigen- oder Fremdkapital vorliegt. Hier erfährst du mehr zum Thema Steuern. Ein weiterer Vorteil von Crowdsupporting ist folgender: Du kannst in Kontakt mit deinen zukünftigen Kunden treten, deinen Prototypen testen und wertvolles Feedback bekommen, bevor der eigentliche Start bevorsteht. Aus meiner Sicht sind die Anforderungen an ein Crowdsupporting immens hoch. Das Produkt muss sich dafür eignen und einen hohen emotionalen Wert haben. Und auch hier muss das Marketing für die Kampagne top sein. Überlege dir, ob du dazu wirklich die nötigen Ressourcen hast.
Fazit
Aus meiner Sicht ist es am besten, wenn du dich in deiner knappen Zeit auf den Proof of Concept konzentrierst und als erstes ein minimal funktionsfähiges Produkt an den Start bringst. Im Anschluss daran kannst du über eine Finanzierung nachdenken. Erst dann macht es Sinn, deine Unternehmung hauptberuflich anzugehen. Dennoch solltest du die Finanzierung deiner Selbstständigkeit klar durchdenken. Geld gibt es nie ohne Bedingungen.